Mittwoch, 9. Dezember 2015

Türkische Truppen im Irak: Jetzt schaltet sich Russland in den Konflikt ein

Im Streit zwischen der Türkei und dem Irak hat Bagdad einen mächtigen Unterstützer gewonnen: Russland will die Stationierung türkischer Soldaten in der Region Mossul vor den UN-Sicherheitsrat bringen. Bagdad warnt Ankara vor dem Überschreiten einer "roten Linie". 
Im Streit über die Stationierung türkischer Soldaten im Nordirak schlägt die irakische Regierung einen immer schärferen Ton an. Nachdem Bagdad am Sonntagabend den Abzug der türkischen Soldaten binnen 48 Stunden verlangt hatte, drohte Außenminister Ibrahim al-Dschaafari schon am Montag damit, Russland um Hilfe zu bitten.
Die UN-Vetomacht Russland hat sich nun tatsächlich in den Konflikt zwischen Ankara und Bagdad eingeschaltet und den sofortigen Abzug der türkischen Truppen aus dem Irak gefordert. Es sei nicht hinnehmbar, dass sich die Soldaten ohne Einwilligung der irakischen Regierung in der Region Mossul aufhielten, teilte das Außenministerium in Moskau am Dienstag mit. Russland wollte den Fall nach Agenturberichten vor den UN-Sicherheitsrat bringen. Moskaus Verhältnis zu Ankara ist wegen des Abschusses eines russischen Kampfjets durch die Türkei gespannt.

Der türkische Ministerpräsident Davutoglu plant eine Reise nach Bagdad

Auch der Irak drohte damit, den UN-Sicherheitsrat einzuschalten, sollte die Türkei nicht bis Dienstagabend ihre Truppen abgezogen haben. Ankara zeigte keine Bereitschaft zum Einlenken. "Derzeit gibt es keinen Abzug", sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu nach Angaben des Senders CNN Türk. Es würden aber auch keine neuen Truppen eingesetzt. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, er plane "sobald wie möglich" eine Reise nach Bagdad. 
Das Kabinett in Bagdad beauftragte Ministerpräsident Haidar al-Abadi am Dienstag damit, alle notwendigen Schritte gegen "die Verletzung der irakischen Souveränität" zu unternehmen, wie es in einer Erklärung der Regierung hieß. Die Grenzen des Landes seien eine "rote Linie", deren Überschreitung nicht geduldet werde. Al-Abadi hatte der Türkei am Sonntagabend 48 Stunden gegeben, um die Einheiten abzuziehen. Am Montag hatte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in Bagdad eine Deeskalation des Konflikts gefordert.

Russland stationierte jüngst Kampfhubschrauber nahe der Türkei

Auslöser des Streits sind rund 150 Soldaten, die die Türkei mit mindestens 20 Panzern in die nordirakische Region Mossul geschickt hatte. Sie bilden dort unter anderem kurdische Peschmerga und sunnitisch-arabische Milizen im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus. Die türkische Regierung beharrt darauf, dass die Soldaten mit Einverständnis des Iraks dort eingesetzt sind. Die Regierung in Bagdad dementiert das vehement. 
Russland stationierte inmitten des Streits mit der Türkei mehrere Kampf- und Transporthubschrauber in der Südkaukasusrepublik Armenien unweit der türkischen Grenze. Sieben Maschinen der Typen Mi-24P und Mi-8MT seien von der russischen Stadt Krasnodar zum russischen Stützpunkt Erebuni verlegt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau der Agentur Interfax zufolge mit. Bis zum Jahresende sollen weitere Armeehubschrauber auf der Basis nahe der armenischen Hauptstadt Eriwan stationiert werden.

Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/konflikt-spitzt-sich-zu-tuerkische-truppen-im-irak-kurz-vor-ablauf-des-ultimatums-mischt-sich-russland-ein_id_5140849.html

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