Freitag, 8. August 2014

Anonymous: Währungs-Krieg: Amerika kämpft gegen den Niedergang des Dollar

Währungs-Krieg: Amerika kämpft gegen den Niedergang des Dollar! Die USA
setzen ihre Kontrolle über das Finanzsystem zunehmend als politisches
Mittel ein – zuletzt auch mit Milliarden-Strafen gegen europäische
Banken und vor allem in der Auseinandersetzung mit Russland. Doch diese
Strategie könnte nach hinten losgehen: Die Amerikaner diskreditieren
sich durch den Einsatz ihrer Finanzmacht und könnten so die Ablösung des
Dollar als Weltwährung beschleunigen.

Zu diesem erstaunlichen Ergebnis kommen nicht nur europäische Experten,
sondern auch die Washington-Insider Flynt Leverett und Hillary Mann
Leverett in einer Analyse für die investigative US-Website
ConsortiumsNews. Flynt Leverett arbeitete für die CIA und das
US-Außenministerium und bis zum Irak-Krieg unter George W. Bush im
Sicherheitskabinett der US-Regierung. Hillary Mann Leverett arbeitete
ebenfalls im Sicherheitskabinett und war nach dem 11. September 2001 die
einzige US-Diplomatin, die mit dem Iran über Afghanistan, Al Kaida und
den Irak verhandeln durfte.

Die beiden Autoren verfügen also über beträchtliche Kenntnisse der
Weltpolitik der Amerikaner.

Ihre Analyse legt den Schluss nahe, dass die US-Politik gegenüber
Russland weniger aus traditioneller Stärke, sondern aus einer
elementaren Schwäche erfolgt: Die Amerikaner treibt die Angst um, dass
die Vorherrschaft des Dollars als Weltreservewährung gebrochen werden
könnte.

Nach Ansicht der Analysten verdrängen der wirtschaftliche Aufstieg
Chinas und die damit verbundene zunehmende Bedeutung des Yuan den Dollar
Schritt für Schritt im internationalen Handel. Wegen des enormen
chinesischen Energiebedarfs gerät vor allem der Petrodollar unter Druck,
bisher einer der wichtigsten Pfeiler für die internationale
Dollar-Nachfrage.

Die Vorherrschaft des Dollars wurde im Jahr 1944 auf der
Bretton-Woods-Konferenz besiegelt. Zunächst strebten zwar fast alle
Teilnehmer der Konferenz eine Lösung an, wonach eine durch den
Internationalen Währungsfonds (IWF) geschaffene Währung als Quelle für
globale Liquidität dienen sollte, die sogenannten „Special Drawing
Rights" (SDR). Vor allem Großbritannien lehnte die Dominanz der
US-Währung ab.

Doch schließlich stimmten die nicht-kommunistischen Staaten dem Plan der
übermächtigen USA zu und etablierten einen sogenannten
Gold-Devisen-Standard. Danach wurde der Dollar an Gold gekoppelt. Und
die Währungen der westlichen Welt wurden an den Dollar geknüpft. Dadurch
wurde die US-Währung zur Hauptquelle für internationale Liquidität.

Unter diesem System mussten die Staaten der Welt keine Goldreserven mehr
halten, sondern Dollar-Reserven. Die Dollar konnten sie theoretisch
jederzeit bei den USA gegen Gold umtauschen. Doch dieses System schlug
fehl, weil die USA mehr Geld druckten, als sie Gold hatten. Die USA
führten teure Kriege und erhöhten die Staatsausgaben, was sie durch
Gelddrucken finanzierten.

Das Anwachsen der Dollar-Geldmenge führte dazu, dass die USA immer
weniger in der Lage waren, wie auf der Konferenz von Bretton Woods
vereinbart Dollar gegen Gold umzutauschen. Seit den 50er Jahren zwangen
die USA die ausländischen Dollar-Besitzer dazu, ihre grünen Scheine
nicht gegen Gold umzutauschen. Doch die Insolvenz des gesamten Systems
konnte nicht ewig hinausgezögert werden.

Im August 1971 beendete US-Präsident Richard Nixon „vorübergehend" die
Möglichkeit, Dollar gegen Gold umzutauschen. Einseitig und praktisch
ohne Widerspruch der betrogenen Staaten erzwangen die USA ein neues
globales Finanzsystem. Alle Währungen der Welt waren weiterhin an den
Dollar gekoppelt, doch dieser konnte nun nicht mehr in Gold umgetauscht
werden. Alle Währungen der Welt wurden über Nacht zu Fiat-Währungen.

Auf diese Weise wollten die USA weiterhin Schulden machen und Dollar
drucken, ohne dass sie an irgendjemand ihr Gold herausgeben mussten.
Doch für die Amerikaner bestand nun die Gefahr, dass die Staaten der
Welt ihre Dollar-Bestände nicht weiter ausbauen wollen. Denn es wuchs
die Sorge um den langfristigen Wert der US-Währung.

Um die Vorherrschaft des Dollar aufrecht zu erhalten, schufen die USA in
den 70er Jahren den sogenannten Petrodollar. In geheimen Verhandlungen
mit Saudi-Arabien und anderen Golf-Staaten erreichten sie, dass die
Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) sich ihr Öl in Dollar
bezahlen lässt. Dies hat eine enorme globale Nachfrage nach der
US-Währung sichergestellt.

Doch das Petrodollar-System gerät seit einigen Jahren immer mehr ins
Wanken. Denn China ist als großer Player in der globalen Energiepolitik
aufgetaucht. Der Aufstieg des „Petro-Yuan" könnte bald die Vorherrschaft
der Dollar beenden. Chinas Wirtschaftskraft wird dieses Jahr erstmals
die der USA übertreffen.

Seit einigen Jahren bezahlt China einen Teil seiner Öl-Importe aus dem
Iran in Yuan. Im Jahr 2012 vereinbarten die Zentralbanken von China und
den Vereinigten Arabischen Emiraten einen Währungs-Swap im Umfang von
umgerechnet 5,5 Milliarden Dollar. Dieser bereitet die Bezahlung
chinesischer Ölimporte in Yuan vor.

Auch der Gas-Deal, den China und Russland dieses Jahr unterzeichnet
haben, sieht vor, dass China das russische Gas in Yuan bezahlt. Das
Abkommen hat einen Umfang von umgerechnet 400 Milliarden Dollar. Die
Amerikaner halten diesen Deal für besonders ärgerlich, weil er klar ein
politischer Deal ist: Russland verkauft sein Gas zu wesentlich
billigeren Preisen als die Europäer dafür bezahlen müssen. Rein
wirtschaftlich ist der Deal für Russland kein gutes Geschäft. Politisch
könnte er jedoch dazu beitragen, dass sich die Kräfte in der Weltpolitik
in Richtung Osten verschieben.

China betreibt offen die Internationalisierung seiner Währung. Ein
wachsender Teil des Welthandels wird in Yuan abgeschlossen. Die Ausgabe
von Finanzinstrumenten in Yuan nimmt zu. In Europa buhlen Luxemburg,
London, Paris und Frankfurt darum, sich als Zentren für den Yuan-Handel
zu etablieren.

Die Chinesische Volksbank hat bereits mit 30 anderen Zentralbanken
Swap-Vereinbarungen abgeschlossen. In der Praxis dient der Yuan also
schon als Reservewährung, obwohl er noch nicht voll konvertierbar ist.
Bereits im April gab es von 23 Staaten eine öffentliche Erklärung, dass
sie Yuan-Reserven halten.

Peking will erreichen, dass die großen Energieproduzenten den Yuan als
Zahlungsmittel akzeptieren, darunter die Produzenten von Erdöl und
Erdgas. Diese haben gute Gründe dafür, Chinas Bestrebungen nachzugeben.
Denn China ist in absehbarer Zukunft der wichtigste Wachstumsmarkt für
die Hersteller von Kohlenwasserstoffen im Persischen Golf und in der
früheren Sowjetunion.

Die USA werden zunehmend als fallende Supermacht gesehen, China hingegen
als die überragende aufstrebende Macht. Sogar für die Golfstaaten sind
engere Bindungen an China eine strategisch wichtige Absicherung.

Chinas Regierung verspricht sich von der Internationalisierung des Yuan
aber nicht nur wirtschaftliche Vorteile – etwa geringere Kosten und
Risiken für chinesische Unternehmen. Nach Ansicht von Flynt und Hillary
Leverett sind vielmehr strategische Erwägungen entscheidend. So wolle
China das Wachstum seiner enormen Dollar-Reserven verlangsamen. Diese
sind entstanden, weil China im großen Stil US-Staatsanleihen aufgekauft
hat und auf diese Weise zum größten Gläubiger der USA geworden ist.

Zudem hat China die zunehmende Bereitschaft der USA beobachtet, im
Konfliktfall Staaten vom US-Finanzsystem auszuschließen. Diese
Sanktionen werden international als Machtmissbrauch wahrgenommen. Auf
diese Weise tragen die Amerikaner aktiv dazu bei, das Vertrauen der Welt
in das Dollar-Finanzsystem zu zerstören. Die Tatsache, dass die USA ohne
die geringsten Beweise Moskau die Schuld am Abschuss der malaysischen
Passagiermaschine MH17 in die Schuhe geschoben hat und zugleich
versucht, die EU-Staaten in Geiselhaft zu nehmen, um den europäischen
Energiemarkt zu erobern, hat das weltweite Unbehagen gegenüber den
Amerikanern verstärkt. Die nervöse Politik Washingtons zeigt, dass die
Amerikaner genau wissen, dass es im internationalen Währungskrieg um
viel mehr geht als um die territoriale Integrität der Ukraine, von der
die meisten Amerikaner vermutlich nicht einmal wissen, wo sie das Land
auf einer Karte suchen müssten.

In der vergangenen Woche demonstrierten die USA erneut ihre Bereitschaft
zum Finanz-Krieg gegen Russland. Die für Europa zuständige US-Diplomatin
Victoria Nuland sagte, die Schaffung von Marktunsicherheit sei „ein
neues Instrument der europäischen und der US-Außenpolitik".

Seit dem Beginn der Ukraine-Krise haben sich die Beziehungen zwischen
den USA und Russland immer weiter verschlechtert. Dies hat die
Verbindungen zwischen Russland und China gestärkt. Moskau und Peking
wollen sich gemeinsam gegen ein Amerika absichern, das sie als zunehmend
schwach, aber noch immer als gefährlich ansehen.

Auch die Verbündeten der USA in Europa haben zuletzt scharfe Kritik am
hegemonialen Gebaren der Amerikaner im globalen Finanzsystem geäußert.
Maßnahmen wie die Rekordstrafe von knapp 9 Milliarden Dollar gegen die
französische Bank BNP Paribas können letztlich zum Bumerang für die USA
werden und das Ende des Dollar auslösen. Die vergleichsweise lächerliche
Strafe für JPMorgan ist für viele ein Beleg, dass es den Amerikanern
nicht um Gerechtigkeit, sondern um Herrschaft geht. Schon haben die
Europäer angekündigt, die politischen Strafen gegen ihre Banken beim
G-20-Gipfel auf die Tagesordnung setzen zu wollen.

Sollte ihnen das gelingen, wird der Gipfel kein Heimspiel für Barack Obama.

Obama ist durch die massive Schuldenmacherei in die Defensive geraten.
Die Chinesen, die ebenfalls gewaltige Blasen vor sich herschieben, sehen
in der Entwicklung eine Chance, die Amerikaner in die Ecke zu drängen.

Der neue Kalte Krieg gegen Russland ist daher in einem übergeordneten
Sinn ein Stellvertreterkrieg.

Der Ausgang der Auseinandersetzung ist völlig offen.

Querverweise:

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/08/06/waehrungs-krieg-amerika-kaempft-gegen-den-niedergang-des-dollar/

http://consortiumnews.com/2014/08/01/putting-the-dollar-in-jeopardy/

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/07/14/banken-strafen-werden-zur-gefahr-fuer-den-dollar/

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/08/05/den-dollar-schwaechen-eu-staaten-planen-revolte-gegen-us-strafen-fuer-banken/

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/07/27/waehrungskrieg-russland-sanktionen-sollen-den-dollar-retten/

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/08/02/der-dollar-haelt-sich-nur-noch-durch-militaerische-erpressung-auf-den-beinen/

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/07/29/gegen-den-dollar-luxemburg-buhlt-um-yuan-investitionen/

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